Die Digitalisierung der Eisenbahn öffnet neue Türen für eine leistungsfähigere Bahn. Das Zugbeeinflussungssystem der Zukunft ist das European Train Control System (ETCS). Die betriebliche Leistungsfähigkeit des Systems und damit die Streckenkapazität wird maßgeblich von den verwendeten Bremsmodellen bestimmt. Deshalb kommt auf vielen Fahrzeugen, vorzugsweise Triebwagen und -zügen, das Gamma-Modell zum Einsatz. Es ermöglicht eine gute physikalische Beschreibung der Bremseigenschaften der Züge für ETCS. Die präzise Modellierung bietet darüber hinaus eine gute Basis für die spätere Implementation von Automatic Train Operation (ATO).

Die ETCS-On-Board-Geräte brauchen neben der feinen Abbildung der Fahrzeugbremscharakteristika fahrzeugspezifische Sicherheitsfaktoren in Abhängigkeit vom sogenannten Vertrauensintervall (Emergency brake confidence level). Deren Berechnung regelt die prEN 17997. Sie stützt sich auf Monte-Carlo-Simulationen, um aus Messdaten, statistischen Daten, Fehlerraten und der Bremsarchitektur die Parameter für Gamma-Bremsmodelle zu ermitteln.

Mit guten Gamma-Modellen trägt das Fahrzeug zur Erhöhung der Betriebsstabilität und der Leistungsfähigkeit des Systems Eisenbahn bei. Das führt langfristig zu Vorteilen bei der Trassenvergabe und den Trassenpreisen.

Die Anwendung von Gamma-Modellen ist nicht auf ETCS beschränkt. Man kann sie grundsätzlich auch für Communications-based train control-(CBTC)-Systeme nutzen.